Wer an der Ostküste Sardiniens paddeln möchte, dem sei das Frühjahr, z.B. April, Mai, empfohlen.

Die Nächte können zwar sehr frisch sein, von 6° bis 10 ° aber die Tagestemperaturen bewegen sich im Durchschnitt zwischen 15° und 22° C. Während man in der Vorsaison noch einsame Strände erlebt, tummeln sich hier im Sommer sehr viele badelustige Urlaubern, vor allem aus Italien.

Nach einigen Abwägungen habe mich für eine Tour an der Ostküste Sardiniens von Süd nach Nord entschieden.

Auf der Süd-Nordroute habe ich die Sonne um die Mittagszeit im Rücken, d.h. ich kann Untiefen und Felsspitzen besser erkennen. Wenn ich Kaps umrunde, leuchtet der ins Meer ragende Fels, zu dem ich dann die Entfernung besser abschätzen kann.

Da ich ab und zu wetterbedingt warten musste, bis ich weiter paddeln konnte, nutzte ich die Zeit und holte mein Auto nach.

Man muss zum Bus-Streckennetz in Sardiniens sagen, dass es die Küstenorte an der Ostküste perfekt verbindet. Die Fahrzeiten habe ich im Handy nachgelesen. Die zugehörige Bushaltestellen habe ich nachgefragt. Auch das sei gesagt: Das Busfahren ist in Sardinien äußerst preiswert.

 

Eine Paddeltour an der Ostküste Sardiniens von Villasimius im Süden bis nach Porto Cervo im Norden (roter Punkt)

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Nun noch ein paar Worte zu Sardinien selbst.

Sardinien ist die zweitgrößte Insel im Mittelmeer. Sie gehört politisch zu Italien. Von Nord nach Süd dehnt sie sich 270 km aus und misst an ihrer breitesten Stelle 145 km. Das italienische Festland ist 190 km und Korsika im Norden ca. 12 Km entfernt.

Die gesamte Küste Sardiniens ist von runden stämmigen Steintürmen umgeben, sogenannten Nuraghen, mit denen die Küste überwacht werden konnte. Sie sind das besondere Merkmal einer um 1600 v. Chr. sich entwickelnden Kultur, der Nuraghen Kultur. Im Bericht bezeichne ich diese Türme verkürzend als Torre.

Geschichtlich ist Sardinien seit 1239 bis 1861, ein eigenständiges Königreich, das allerdings oftmals außerhalb Sardiniens regiert wurde.

Im Zuge der italienischen Entwicklung zum Nationalstaat, wurde der König von Sardinien, Viktor Emanuel II, im Jahr 1861 König von Italien. Damit wurde Sardinien zur Provinz, die 1946 einen autonomen Status mit Cagliari als Hauptstadt und sardisch als Minderheitensprache erhielt.

Die wichtigsten Wirtschatszweige der Insel sind der Tourismus und die bäuerliche Weidewirtschaft mit Schafen, Ziegen und Rindern.

Geologisch ist Sardinien älter als Italien. Tiefliegende Gesteinsschichten aus dem Erdaltertum wie Granit, Basalt und Vulkangestein bilden das Fundament Sardiniens und sind so dick, dass die Region im Gegensatz zu Italien nicht erdbebengefährdet ist.

Im Osten der Insel überdecken Schiefer- und Dolomitkalkmassen den Granitgrund. Senkrecht abfallende Steilküsten, Felstürme, Schluchten, Spalten, Höhlen, Grotten sind vielfach zu sehen und von großem touristischem Interesse.

Die Vegetation ist auf Sardinien zwar vielgestaltig, aber die sogenannte Macchia, mit undurchdringlich dichten Hartlaub und Dornengewächsen dominiert die trockenen Bergregionen und felsigen Küsten.

Ein Umweltthema in Sardinien ist der Schutz der Sanddünen, die eine wichtige Rolle für den Erhalt der Sandstrände spielen. Auf ihnen wird Strandgras angepflanzt und in besonderer Weise darauf geachtet, dass diese Anpflanzungen nicht betreten werden.

Da wo bäuerliches Kulturland bearbeitet wird, wachsen Korkeichen, Olivenbäume, Wein und Zitrusfrüchte. Meist sind sie von Steinmauern umgeben oder zumindest bestens eingezäunt.

 

Wetterbedingungen an der Ostküste Sardiniens:

  Bei Mistral weht aus Nord-, Nordwest- und Nordost ein starker Wind mit teilweise orkanartigen Böen.

 Ein Süd-, Südwest- und Südostwind aus der Sahara mit hohen und lange Wellen erzeugt eine starker Brandung an der Ostküste.

  In der Nähe steiler Küsten nimmt die Windgeschwindigkeit durch Düsenwirkung zu.

  Auch muss man mit starken Fallwinden von den Bergen rechnen, die das Boot überfallartig kippen können.

  An langen Felsküsten immer beachten, dass auch gegen den Wind und gegen die Strömung gepaddelt werden muss.

Oftmals ist der Wind in den frühen Morgenstunden fast eingeschlafen. Wenn ich unterwegs war, begann mein Tag sehr oft zwischen 5 und 6 Uhr morgens und endete um die Mittagszeit. 

Lokale Wetter-Einflüsse muss man immer im Auge behalten, wie z.B. höhere Windgeschwindigkeiten an Kaps und steilen Fesküsten, Windrichtungswechsel in Tälern und Schluchten, durch Sonneneinstrahlung  tageszeitlich bedingte Zunahme der Windgeschwindigkeit. Lange Seestrecken bei denen sich ein hoher Schwell aufbauen kann, der auch bei Windrichtungswechsel länger bestehen bleibt und für hohe Brandung sorgt.

In meiner Reisebeschreibung habe ich grundsätzlich keine Bilder während gefährlicher Paddelsituationen gemacht. Örtliche Bilder wo ich in Gefahr gewesen war, sind einen Tag später entstanden.

 

Und nun zu meinem Reisebericht von der Paddeltour:

 

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Einige Wanderungen vor der eigentlichen Paddeltour:

Dazu gehörten insbesondere einige Wanderungen im nördlichen Teil der Insel.

Hier eine kleine Auswahl:

Frischer Wind am Golf von Cugnana

Die pittoreske Gallurakirche an der Piazza Vittorio Emanuele in San Pantaleo

Wanderung am 27. März von San Pantaleo südlich in die Berge der Bedorre

Blick auf Arzachena und den gleichnamigen Golf

Erst ging es durch schattigen Zwergwald. Dann tauchten bizarre Granitfelsen auf.

Schließlich stellten sich diese steile Granitwand in den Weg.

Trotzdem, es war eine schöne Wanderung auf ca. 400 m Höhe.

 

Am 29. März erkundete ich die Felsküste von Santa Theresa.

Die große Wanderung um die Halb-Insel Capo Testa war leider nicht möglich, da die westliche Umrundung gesperrt war.

 

Also versuchte ich es im Norden der Halbinsel und kam bis zum Leuchtturm. In dem vorgelagerten Felsgarten lief mir eine Schildkröte über den Weg.

 

Gewaltige Granitfelsen in der Nähe des Leuchtturmes lockten die Besucher an.

Je weiter ich in die Halbinsel eindrang, desto mehr verlor sich jede Spur des Wanderpfades.

Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als nach mit Kompasspeilung nach Norden zurück zu klettern.

Hurra, ein Campingplatz Ende März ! Leider war dort kein Platz für mich.

Am 1. April schneite es und machte meine Wanderpläne zunichte.

 

Am 3. April war der Himmel bewölkt mit gelegentlichem Sonnenschein.

Genau das richtige Wetter für den Sentiero delle Aquile. Ich startete am Bahnhof Gairo Taquisara.

 

Wunderbarer Rastplatz am Tostoinus mit Schäferhütte und sprudelnder Quelle.

 

Frühling im Tal des Tostoinus

Herrlicher Blick in die Bergwelt auf ca. 1100 m Höhe

Das Bergdorf Ulassai

 

Blick zum Perda `e Liana, 1293 m, mein nächstes Wanderziel.

Am 5. April nähere ich mich dem Perda `e Liana, einem Naturmonument, das an den wilden Westen Amerikas erinnert.

 

Der steinige Aufstieg bietet immer wieder phantastische Blicke in die Bergwelt.

 

Durch kleinwüchsigen Wald und dichte Macchia ging es nach oben.

 

Der Felsblock ragt noch einmal 50 m über den Gesteinskegel in die Höhe.

Zum Fuß des Felssporns musste man ein wenig klettern.

Die letzte Meter waren nur mit Seil und Sicherung zu bewältigen.

Ein letzter Blick auf den gewaltigen Felsklotz. Es sollte vorerst meine letzte Wanderung sein.

Am 8. April, einem Ostersamstag, machte ich mich auf den Weg nach Villasimius.

Jetzt war ich auf der Suche nach einem schönen Strand, an dem ich meine Paddeltour beginnen könne.

 

Und nun zu meinem Reisebericht von der Paddeltour: